1. Blick ins Buch
Prolog
Heute bin ich ein alter Mann, dem man die Last seines, viel zu lang andauernden Lebens ansehen kann und der, so hoffe ich, bald seinem Schöpfer gegenübertreten wird. Deshalb schreibe ich diese Zeilen, als Warnung für alle, die mir nachfolgen werden. Ich habe lange geschwiegen, aber, es war auch, Gott Lob, nicht von Nöten, über all die Dinge zu sprechen, die mir seit Jahren durch den Kopf gehen. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass das, was ich mit meinem Freund, Andreas, in meiner Jugend erlebt habe, nur uns etwas anginge, und ich wollte, genau, wie er, mein Geheimnis mit ins Grab nehmen. Doch nun ist mir klar geworden, dass die Geschehnisse, von denen ich nun zu berichten gedenke, viel zu wichtig sind, als dass sie in Vergessenheit geraten sollten. Es werden vielleicht Zeiten folgen, Gott gebe, dass es nicht so ist, in denen mein Wissen von Nutzen sein könnte. Ich hatte das unsagbare Glück, jemanden kennen zulernen, der mir in der schwersten Zeit meines Lebens beistehen konnte. Ich hoffe nur, dass, wenn es einmal so weit kommen sollte, auch meine Nachfahren jemanden finden, der ihnen in dieser schweren Zeit helfen kann. Andreas, ich habe die Hoffnung, dass wir uns bald wieder sehen, denn lange wird es nicht mehr dauern und ich folge dir dorthin, wo du jetzt bist. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, so auch die meinen. Die Narben verblassen, aber sie verschwinden niemals vollkommen. Auch meine Narben sind verblasst, jedenfalls die Äußeren. Aber, die in meinem Innern ist, nach wie vor, trotz der endlosen Zeit, die seither vergangen ist, genauso schmerzhaft, wie zu Anfang. Ich möchte meinen geliebten Nachfahren dieses unsagbare Leid ersparen. Meine Kinder sollen diese Erfahrung nicht machen müssen. Es reicht, dass sie mich beherrschten. Deshalb bin ich auch, nach all den Jahren, endlich bereit, die Geschehnisse von damals zu Papier zu bringen.
Möge Gott geben, dass meine Zeit noch ausreicht, um sie vollständig auf diesen Seiten niederzuschreiben, damit die Nachwelt, bis in alle Ewigkeit, vor der Macht gewarnt ist, die uns einst Verderben brachte und derer wir so schwer habhaft wurden.